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Minus-Archiv-Visionen 2007

September 2007

Stefanie Roenneke, Samstag, 29 September 2007, 22:11 Uhr

Ritualisierte Gesten

Ich sehe Dich zwischen den anderen an der roten Ampel stehen. Ich nicke Dir zu, vielleicht winke ich auch.

Es gab Zeiten, in denen wir gemeinsam auf dem Trottoir gingen. Irgendwann saßen wir in der Tram. Wir sind mit der U-Bahn gefahren. Wir saßen immer nebeneinander, was Nähe symbolisiert. Wir mussten uns nicht mehr zwischen Distanz und Annäherung orientieren. Geredet haben wir immer in einem Winkel von neunzig Grad, zwei Gläser Weißwein und ein Aschenbecher zwischen uns. Wer sagt was, zu wem, mit welcher Absicht, womit, durch welches Medium, mit welcher Absicht, mit welchem Effekt. Wir rochen das Erbrochene, das dort, zwei Sitzgruppen weiter vorne, ohne seinen Besitzer auf dem Boden lag. Ein Blick und wir waren uns darüber einig, dass der Abend dafür noch zu jung war. Um uns von dem Geruch abzulenken, haben wir über das verwirrende Muster der Bezüge gestaunt, dessen Funktion darin bestand, die Flecken zu verdecken. Vor uns, in der Mitte des Abteils, sahen wir über drei blaue Plastiksäcke hinweg, die mit Leergut gefüllt waren. Wir hörten nicht das Gespräch, das die drei Personen neben uns führten, die das Geld, das dort in den Säcken lag, andernorts investierten. Wir beachteten nur das stumme Ansetzen der dunklen Flasche an den Mund, die sich mit einem Zug leerte. Vor dem Ausstieg haben wir unsere Gesichter in der Spiegelung des Fensters geprüft und grinsten über den roten Notfallhammer.

Ein anderes Mal habe ich Dir die Hand geschüttelt. Bereits einige Schritte bevor ich Dich erreichte, habe ich Dir meine Hand ausgestreckt.

Es gab Zeiten, da hätte ich mich fast vor Dir verneigt.

Irgendwann einmal hast Du mich umarmt.

Später berührten sich unsere Wangen, es folgte ein Kuss, zunächst auf die Wange, dann auf den Mund.

Heute siehst Du mich, gehst auf mich zu und alles was Du machst, ist, Dir die kleinen weißen Kopfhörer, die zu Deinem iPod gehören, aus den Ohren zu ziehen. Wenn Du schlecht drauf bist, dann machst Du nur ein Ohr frei. Danach noch ein Handschlag. Zwei Wangenküsse. Auf keinen Fall drei Mal.

Jedenfalls nicht hier.

Ich wechsele die Straßenseite. Du hast noch den Sound im Ohr. Geräuschlärm.

Was ist: Das Herausziehen der Strippen. Was bleibt: Das Ritual davor.

Rücken sehen einander an.

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Jens Thiel, Freitag, 28 September 2007, 21:25 Uhr

Adult Imagery II

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zak am Freitag, 28 September 2007, 23:50 Uhr:
Wolle Pudel kaufe?

Jens Thiel am Freitag, 28 September 2007, 23:59 Uhr:
Eine von Jeff?

Stefanie Roenneke am Samstag, 29 September 2007, 14:21 Uhr:
das stigma war schon immer das größte problem und gleichzeitg die größte chance.
schönes bild. schön bunt.

alex am Sonntag, 30 September 2007, 10:31 Uhr:
Falscher Neger.
Kalte Schnauze.
... und wieder kein Butterbrot.


Stefanie Roenneke, Freitag, 28 September 2007, 11:23 Uhr

Der lange Schatten großer Dinge/Das Bild zum Tag

Foto: Gerhard Schröder, Fotomeister, Halle/S.

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ALEX am Freitag, 28 September 2007, 15:24 Uhr:
Am 30. September feiert die CMA den Tag des deutschen Butterbrotes. Selbstverständlich sogar.


Stefanie Roenneke, Donnerstag, 27 September 2007, 20:03 Uhr

Bilanz.

Der Mann hinter dieser Tür war dir schon immer sympathisch. Sie, die jetzt mir ihm spricht - die vor dir dran ist - eigentlich auch. Es ist eine braune Tür, vor der ich sitze, vor der ich warte, an der viele Zettel hängen, und ich nicht bemüht bin, aus den Überschneidungen, Schnitten, und Doppelungen etwas ausfindig zu machen, was nicht schon zum Stil verkommen ist. Ich genieße also einen visuellen Bruch, eine Intensität, hier, auf dem langen Flur, dem eigentlichen Wartesaal, der mit hellgrünem Linoleum ausgelegt ist, und das den Stein darunter nur schwer verbirgt.

Ich erinnere mich, dass sie vor drei Jahren Drogenprotokolle. Benjamin/Jünger besucht hat. Es war das zweite von fünf Jahren, in denen man sich die Absätze ruinierte. Ich nehme an, dass sie auch die einzige Person war, die regelmäßig mitgearbeitet hat. Eine Affinität zu Hoffmann. Auch das fiel auf.

Sie reden noch. Sie lachen und ich lächle dazu - für sie verborgen. Auch ich wünsche mir eine Unterhaltung. Nur nicht über das was ich kenne. Das ödet mich an. Ich lasse meine Schuhe ein Geräusch machen, als ich die Position auf dem schön geformten Stuhl mit der schwarzen Lehne wechsele. Hin und wieder, hin und zurück, nach langem Hin und Her knacken die Wirbel. Und aus diesem Grund fühle ich mich noch, gelegentlich auch die anderen, die an mir vorüber gehen, herabblicken, wenn ich das Ziehen in den Muskeln spüre, das sich über meinen Brustkorb erstreckt, gekoppelt mit der Angst körperlich und geistig auseinander zufallen. Vielleicht liegt es an meiner schlechten Haltung, ungeschickt auf dem Stuhl hängend, die Beine lang, die Schultern nach vorne gezogen, einen runden Rücken simulierend, die Brust einfallend. Das ist gerade Mode, das sieht man, wenn man die Vogue durchblättert, und der Duft des Papiers die Bilder begleitet.

Mein Blick macht einen Kreis, mein Kopf auch. Von der Tür über die Wand zum Boden zum Fenster im Gang zur Decke durch die Luft. Ich lese. An der anderen Tür hängt ein akkurat aufgehängter Hinweis für einen Literaturwettbewerb der Literarischen Gesellschaft Bochum. Ich gehe zwei mögliche Erzählungen durch, habe mich mit mir selbst gelangweilt und mich wieder hingesetzt. Ich nehme weder Block noch Stift in die Hand, sondern beschließe mir alles zu merken. Ich nenne das Gleichgültigkeit. Ich meine das also sachlich, wie immer. Und habe dazu sogar die passende Frisur.

Später stelle ich fest, dass ich hungrig bin. Aber nüchtern schreibt es sich, denke ich, als er sagt, dass ich unter meinen Möglichkeiten geblieben wäre.

Zum Abschied lädt er mich zum Avantgardeseminar ein.

Wir lachen uns an.

Alles Dada.

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Jonas am Freitag, 28 September 2007, 11:14 Uhr:
Liebe Frau Roenneke—
Ich zum Beispiel schrecke immer hoch aus anderen Welten, wenn es ganz unvermittelt an meine Bürotür klopft. Und weil die Tür stets offen steht, sind die Menschen, Hilfskräfte, Studenten dann auch immer gleich vor meinem Tisch, und ich muss mich doch erst einmal sammeln, und sie wollen immer etwas von mir. Dabei will ich doch nur denken. Wissen Sie, ich meine das ernst mit dem Elfenbeinturm. Ich bin doch Forscher. Es ist schwer zu teilen, zu beraten, anzuleiten. Ich will es weiter fleissig versuchen—Nur leider möchte niemand in die leicht autistischen Freuden der Typographie oder in die seltsam gefaltete Welt der Minusvisionen, Pyramiden, feinen und absurden Künste eingeführt werden. Aber bis ich das alles zuende gedacht habe, ist es auch wirklich Zeit, der etwas unruhigen Praktikantin zu zeigen, wo in unserem (Borges zur Ehre gereichenden) File-System die Daten versteckt sind.


Jens Thiel, Donnerstag, 27 September 2007, 11:37 Uhr

Adult Imagery I

Architecture in Helsinki
- "Heart It Races"

Videoclip on Youtube.
Kris Moyes´ directors cut at his website.
More photos from the set.

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Tenzing am Freitag, 28 September 2007, 01:27 Uhr:
So ein tolles Lied.

Stefanie Roenneke am Freitag, 28 September 2007, 11:26 Uhr:
Aber auch das Video, das man sogar lautlos in der Bibliothek sich anschauen mag, und sich dabei denkt, dass der Mittag gerettet ist. Danke Jens.


Stefanie Roenneke, Dienstag, 25 September 2007, 20:01 Uhr

Gender Studies

heute: männliche und weibliche Einschreibungen

Stefanie Roenneke hat wieder einen schönen Fund, auf dem Büchertisch vor der Germanistischen Bibliothek, gemacht. Da dort kein Buch ausliegt, das nach 1984 veröffentlicht wurde sowie kein anderer Titel ihr Interesse weckte, wird sie aus "Schülersprüche Nr. 1" zitieren:

"Es ist verboten, die Bonbons in den Becken zu lutschen. Der Direktor"
(Inschrift über einem Jungen-Pissoir im Frankfurter Lessing-Gymnasium)

"Schmeißt bitte keine Asche in die Klos, wir pinkeln ja auch nicht in eure Aschenbecher."
(Spruch aus einem Mädchenklo)

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Stefanie Roenneke, Montag, 24 September 2007, 17:56 Uhr

Memento mori.

Ein Bungalow im Wald. Glasfassade. Mückenlarven reifen auf dem Flachdach. Das Innere besteht aus zwei großen Räumen, durch deren Leere ein Tier streift: ausgemergelt, sich beschwerend. Sie öffnet die Schiebetür. Ihre klebrige Haut ist freigelegt. Luft. Dann wache ich auf. Ich dachte, die Zeit der Ohnmacht wäre vorbei, die Fragen, wo, wie & warum man genau da liegt, beantwortet, man aufsteht, sich anzieht und geht.

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alex am Dienstag, 25 September 2007, 18:59 Uhr:
Ich bräuchte mal einen Hinweis der Autorin, wie man das hier alles nun lesen soll. Kannst Du mir da mal weiterhelfen?
Mir fehlt Transzendenz. Das Aha-Erlebnis. Sorry
Alles ganz nett vielleicht. Schöne Worte. Seltsame verwirrende Bilder.
Aber das löst bei mir so wenig aus.
Wie kann man sich aus der Beliebigkeit ziehen?
Man möchte ja schon verstehen.
allein schon der Sache (Minusvisionen/ Ingo) wegen.
Vielen Dank für die Aufklärung.
Wenn es denn eine gibt.

Liebe Grüße

Stefanie Roenneke am Dienstag, 25 September 2007, 21:04 Uhr:
nein, ich kann & will nichts erklären. dann würde ich mich ja selbst interpretieren und deine subjektive lesart beeinflussen. ich denke, aus diesem grund, gibt auch nichts zu erklären. ich meine, du bist der leser und du urteilst über den text. und dir steht jedes urteil frei. oder hab ich die frage falsch verstanden?

Tenzing am Dienstag, 25 September 2007, 23:39 Uhr:
Lieber Alex

Jeder Eintrag ist ein Hinweis
Altruismus darf nie gefordert werden
Alles ist durchsichtig. Aha-Erlebnisse gibt es unter dem Duschhahn oder aber auch manchmal im zwischenmenschlichen, dort wo man sich traut. Danke.

Alles ganz nett vielleicht? Das kann nicht Dein Ernst sein.
Schöne Worte (Toll, auch Du hilfst mir den Pleonasmus wieder Palaisfähig zu machen), seltsame verwirrende Bilder, sagst du. Du bist seltsam, dass finde ich. Verwirrende Bilder? In deinem Kopf schiessen wohl auch Pilze in die Luft. Ich finde ja die Minusivisionen-Texte verknoten mich eher angenehm, so dass ich mich eng, angespannt und angeregt fühle. Die Beliebigkeit deiner einfachen Reaktion lassen wir mal stehen. Und verstehen will man gar nicht immer, nur ein bisschen kryptisch, ein bisschen eigen, ein bisschen unverstanden - ich könnte jetzt angestrengt lange weiter Worte tippen. Die Sache? Kann man die auch kaufen?

Und Aufklärung, ja die Aufklärung.

Mit freundlichen Grüssen
Tenzing B.

zak am Mittwoch, 26 September 2007, 11:46 Uhr:
Lieber Alex, Sie sind ein Hermeneut. Dies ist und war nie etwas anderes als ein Schimpfwort.

Siehe hierzu: Hörisch, Jochen: Die Wut des Verstehens. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1988.

ALEX am Mittwoch, 26 September 2007, 15:14 Uhr:
@ tenzing
"Jeder Eintrag ist ein Hinweis" -
dazu empfehle ich Dir Literatur von Alexandra Doerk, André Minninger, Andreas Fröhlich, und Jens Wawrczeck.

Aber Danke für Dein Interesse. Super ;))

Alles Liebe
Alex

ALEX am Mittwoch, 26 September 2007, 16:30 Uhr:
@ zak
Lieber Herr Zak, nun werden sie mal nicht gleich brutzig.
Es ging doch auch mir nur um die höfliche Form einer Unmutsäußerung. Gut, natülcih aknn ich auch direkter, aber das ist doch nicht der rechte Platz. Wie sang Bob Dylan doch einst auf dem Civil Rights March nach Washington D.C. am 28. August 1963?
"Ich fühlte, daß der Mann unschuldig ist - wegen seiner Art zu schreiben",



Stefanie Roenneke, Sonntag, 23 September 2007, 21:14 Uhr

Body

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Stefanie Roenneke, Sonntag, 23 September 2007, 18:43 Uhr

High End Analog

Im Moment, in dem man abdrückt, ist alles zum Objekt verkommen. Das ist ihre Lakonik des Alltags, ein Arm in die Taille gestemmt, mit der Hüfte leicht nach links knickend. Sie bündelt Licht. Erzeugt latente Dinglichkeiten. Gelegentlich zeigt sich das sonnendurchleuchtete Schema des Gesichts unter der Laborlampe erkenntlich. Kontrastgebende Emulsion. Das Positiv. Verdichtung. Das Bild. Die Abbildung. Mehrfach von der Idee entfernt. Kaum existent. Beim Streifen darüber vermag sie noch die feine Struktur des Papiers fühlen. Das Glas verbirgt diesen Rest. Die Wand ist weiß und eben. Das Spiegelbild über das er streichen würde, ohne sich zu berühren, war perfekt. Die Inszenierung leuchtete grell in den Raum hinein. Er war frei und bereit: für den Betrachter, den Besucher, flüchtig Bild und Tafeln ignorierend. Glätte. Glätte. Glätte. Ausrottung.

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Stefanie Roenneke, Samstag, 22 September 2007, 21:14 Uhr

Gespräch mit...

"Unglaublich. Jeder für sich. Alle."

Sie nickt mit dem Kopf und ihr Lachen verrät alles.
Die Bedeutung. Das Ganze. Das Glück.

"Wir sind nicht mehr die kleinen dummen Mädchen, nicht wahr?"

"Nein, das waren wir nie."

"Der Soundtrack des ersten Abends kam aus dem Radio."

"One Night in Bangkok."

"If you ever really loved a women."

"Ironic."

"Der Kellner war sehr gut gekleidet. "

"Das Essen schmeckte nach Dose."

"Die Biere waren klein. Kölsch."

"Aber wir sind schon etwas kitschig."

"Ach, sagen wir romantisch."

Ich gehe ins Bad, schalte das Licht an, die Lüftung spielt eine Melodie. Ich lehne mich auf den Waschbeckenrand. Ein Spiegel. Meine Haut ist bleich. Meine Augen sind blau. Meine Lippen sind rot. Etwas dicker als sonst. Mein Gesicht wirkt aufgequollen. Mein Blutdruck ist zu hoch. Heute. Vielleicht bin ich unausgeschlafen. Ich schaue mir in die Augen. Mir und sonst niemanden. Immer ein anderer Punkt. Im Gesicht. Blickkontakt überfordert mich. Am Abend zuvor vieles rekapituliert. Einem Konzert gelauscht. Sechs Männer in Trainingsanzügen von Fila. Drei davon Beastie Boys-Bewegungen machend. Erfreut. Danach. Kalte Steine. Hingesetzt. Dieses Jahr resümiert. Wie so oft. Doch es ist noch nicht zur Formel erstarrt. Das Sprechen darüber. Das wird es nie. Denn jedes Mal wird es warm.

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Stefanie Roenneke, Donnerstag, 20 September 2007, 22:01 Uhr

Aufgehen. Verwischen. Auflösen.

Wie bin ich eigentlich hierher gekommen? Ein weißer Raum. Hellblauer Grund. Der Lebenslauf verrät einiges. Zeigt zum Glück nicht alles. Die Flucht bleibt dir verborgen. Mir bleibt die Luft weg. Ich halte sie an. Die Zeit. Wie? Wenn man das erste Mal in den Kernspintomografen geschoben wird, dann ist die Röhre enger als man es sich vorgestellt hat. Zeit vergeht. Bald versteht man. Es gibt noch Luft. Zum Atmen. Dort in der Enge. Hier in der Mitte des Magneten. Trotz der Lautstärke. Watte in den Ohren. Ich höre ein Kreisen. Es fliegt etwas um mich herum. Rhythmisch. Dein Gehirn in Scheiben. Durchsichtig. Mein Gehirn in schwarz und weiß. Mehr Lust es anzuschauen, als es zu nutzen.

Die Stimme auf meinen Ohren klingt metallisch und berührt mich dennoch.

Der Apparat. Mein Substitut.

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Jonas am Donnerstag, 20 September 2007, 23:02 Uhr:
“Bildhaft gesprochen, wenn die Einzelnen also Wasserstoffatomen gleich unausgerichtet, zufällig und damit nicht vorhersagbar ihre Kreise um sich selbst ziehen[1], dann sind wir dem ausgerufenen und erwünschten Idealzustand des Pluralen, Nicht-Totalen, Nicht-Gleichgeschalteten sehr nah [...] —soweit das Modell einer freien weil pluralen, nicht-totalen Gesellschaft; auf das Simpelste einmal heruntergebrochen auf den Vergleich mit Wasserstoffatomen, wie in unserem Gehirn, wenn sie einem starken Magnetfeld wie im Kernspintomographen ausgesetzt (oder eben: nicht ausgesetzt) sind.

[1] diese verkürzende und philosophisch krude Gleichsetzung des freien Willens mit der Nichtvorhersagbarkeit, wie sie auch der nicht minder krude Michel Houellebecq eine Romanfigur beklagen lässt, sei an dieser Stelle verziehen; Houellebecq, M. (1999) Elementarteilchen. Köln: DuMont.”

ALEX am Freitag, 21 September 2007, 10:59 Uhr:
Wichtig ist wohl nur, das die weißen Flächen mächtig überwiegen auf deiner Schwarz-Weiß-Aufnahme. Dunkle Flächen deutet auf erweiterte Liquorräume hin. Und die kann man getrost vergessen.

Tenzing am Freitag, 21 September 2007, 12:50 Uhr:
Auswahlkritik:

1. Die haben alle keine Ahnung.
1.1. Wir haben eine Ahnung.
2. Es ist doch alles in bester Ordnung.
2.1.Ordnungsverhältnisse
2.1.1. Verhältnisse überhaupt
2.1.2. Ein kleines bisschen Mühe geben
3. Es ist wichtiger, wie es aussieht, als wie man es benutzt. Zumindest sind die ästhetischen Fragen da hinfällig, weil alles andere sowieso vergilbt.

Schliessend kann ich sagen, du schreibst sehr schön. Wechselt täglich deinen Verband. Und darunter pulst eine offene Wunde.

Vielleicht sollte ich mir angewöhnen bei der Arbeit konsequent betrunken zu sein.

alex am Samstag, 22 September 2007, 13:05 Uhr:
Es gibt zwei Möglichkeiten:

1.1 ich bin Intellektuell total unterbelichtet.
1.2 ... .... ............. ..... .............. .

Stefanie Roenneke am Samstag, 22 September 2007, 14:03 Uhr:
Was ist mit Möglichkeit "zwei"?
Worauf bezieht sich "1.1."?

alex am Sonntag, 23 September 2007, 16:18 Uhr:
Auf Euch ;)

1.1 ich verstehe das Problem nicht sorry


Stefanie Roenneke, Dienstag, 18 September 2007, 13:32 Uhr

Die digitale Bohème.

Ich wurde in meiner Mittagspause durch die Überschrift Die digitale Bohème. Lebensstil statt Jobroutine zum Lesen der UNICUM BERUF. Das Magazin für Einstieg und Aufstieg angeregt. In dem Abschnitt unter dem Motto Vom Wissenschafts- zum Möbelladen standen folgende Sätze:

"Nur heimlich kauf die Szene ihre Möbel für die Altbauwohnung bei Ikea, politisch korrekt ist der Regalkauf bei 'Möbel Horzon' in der Torstraße. Bis vor kurzem wurde der Möbelladen abends noch für die Wissenschaftsakademie genutzt, doch nachdem nach sechs Jahren Lehrbetrieb der Abschluss in der deutschen Wissenschaftslandschaft immer noch nicht anerkannt wurde, sattelte Horzon jetzt um. Mit einem 'Fachgeschäft für Apfelkuchenhandel' will er die Möbelkunden ködern."

Darüber hinaus wurde auf Digitales der Bohème hingewiesen:

"www.modocom.de - politisch korrekte Möbel für die Laptopgeneration"

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Stefanie Roenneke, Dienstag, 18 September 2007, 12:25 Uhr

Mood (12:23 cet)

"Fitzcarraldo schleppte ein Schiff über einen Berg."

"Für wen?"

"Verdi."

"Blödsinn."

"Leidenschaft."

"Ein Film."

"Egal."

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Stefanie Roenneke, Montag, 17 September 2007, 22:15 Uhr

Buddy´s Song

"Katharina unterhalte mich.", sage ich ihr noch - in einem überzogen wehleidigen Ton - am Telefon, in der Hoffnung sie möge mich zum Lachen bringen.

Kurz darauf sitze ich bei ihr auf der Couch, in der Hoffnung sie könne mich therapieren, die Schwere aus meinem Kopf verbannen, die mich täglich ab vierzehn Uhr plagt.

Sie schaut mich an und sagt:

"Weißt du, dass du eine Chesney-Hawkes-Frisur hast?"

"Wer ist Chesney Hawkes?"

Ich kann mich nicht an ihn erinnern. Es hängt kein Geruch im Raum, der mir ein Bild oder eine Melodie in meinen Kopf zaubern könnte. Sie schaut mich verwirrt an, kramt herum und zieht eine CD heraus.

1991 Chrysalis Rec.

Ich denke, guter Farbverlauf, gutes Logo, gute Jacke, gute Haltung, tolle Gitarre, super Titel, erinnere mich erst jetzt und frage mich, wie sie zu dieser CD gekommen ist. Als ich mich auf die Frisur konzentriere, lache ich, bitte sie ein Lied abzuspielen. Natürlich: "The one and only". Und ja, auch der Song kommt mir bekannt vor. Es waren verrückte Zeiten, damals, 1991, damals, als wir neun und zehn Jahre alt waren.

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Ich denke, Freundschaften waren immer das Wichtigste für mich, auch jetzt, gerade, obwohl es momentan mit mir schwierig ist. Trotzdem gehe ich zum Friseur.

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Stefanie Roenneke, Sonntag, 16 September 2007, 13:48 Uhr

Im Rauschen inbegriffen

Erster Chor: Da liegt er doch. Da liegt er doch.
Zweiter Chor: Warum liegt er da?
Erster Chor: Wir wissen es nicht.
[...]
Er: "Meine Augen zittern."
[...]
Sie: "Ich muss gehen."
[...]
Eine Person aus dem ersten Chor: Schaut, seine Sachen sind dreckig.
Zweite Person aus dem ersten Chor: Seht, seine Haut ist fahl.
Eine Person aus dem zweiten Chor: Erkennt, ihr Verstand ist staubig.
[...]
Erster und zweiter Chor: Sie bleibt einen Moment liegen.
Erster und zweiter Chor: Sie legt ihre Hand auf seine Stirn.
[...]
Sie: "Sand, hörst Du?"
Er: "Ja."
[...]
Erster Chor: Es wird Nacht.
Zweiter Chor: Kälte.
[...]
Ein Fremder: "Seine Haut war schon immer weicher als ihre. Allein das war schon eine Unverschämtheit."

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Stefanie Roenneke, Samstag, 15 September 2007, 15:51 Uhr

[sic!]*

Ich streife durch die Buchhandlung, so, wie ich es lange nicht mehr getan habe. Ich bin zwar auf der Suche, aber eigentlich will ich mich nur gleiten lassen, weil zu Hause noch geliehene und ungelesene Bücher liegen: Harrers Sieben Jahre in Tibet, Hergés Tim in Tibet, Huysmans Gegen den Strich, Isherwoods Goodbye to Berlin. Also doch lieber nichts kaufen, nur schauen und anfassen. Ich gehe an dem langen Regal Romane Autoren A-Z entlang. Ich stehe davor und drehe mich weg und um: Moderne Klassiker. Mein Blick fällt auf Klaus Manns Mephisto. Ich nehme noch kurz Gottfried Benns Gesammelte Gedichte in die Hand. Taumelnd räume ich plötzlich die Auslage frei, entferne die Wörter Moderne Klassiker und hänge das Schild Markus Tillmann empfiehlt auf. Darunter ein weiterer Zettel auf dem steht: Sie finden mich in der Institutsbibliothek auf GB 4 am Tisch 4/29. Hochachtungsvoll Stefanie Roenneke. Daraufhin suche ich alle notwendigen Bücher zusammen: Ich hole zunächst und ganz unerwartet Breites Wissen aus der Abteilung Wissenschaft leicht gemacht, krame Metan und Die totale Erinnerung sowie Umbauland und Minusvisionen aus meiner Tasche, überlege noch, ob ich Der Effekt aus der Bibliothek klauen soll, dann drapiere ich Faserland, Ferien für immer, Der gelbe Bleistift, Mesopotamia , 1979 und New Wave daneben. Ich ordne alles alphabetisch und chronologisch. Ich lege immer zwei Exemplare hin und eins stelle ich auf, was sich bei den Taschenbuchausgaben recht schwierig gestaltet. Ich bin beruhigt darüber, dass jeweils ein Kunde eine Ausgabe von Der Freund in der Hand hält, die ich nach einer kurzen Frage zu einem Preis von 33 Euro pro Heft erwerbe. Bei einem Buchstaben lasse ich eine Lücke, weil ich weiß, dass noch etwas kommen wird. Aus irgendeinem Grund finde ich meine Auswahl etwas einseitig, aber ich denke, dass das zwischen den SZ-, Bild-, Stern- und Spiegelbibliotheken, der Krimi-Abteilung sowie der Terrorismus- und Blut und Ehre-Dominanz in der Geschichtsecke nicht auffallen sollte. Und da noch etwas Platz ist, hole ich noch weitere Bücher, die mir gefallen. Als jemand ein altes Vice-Magazin fallen lässt, nehme ich es in meine Auswahl mit auf. Notwendigerweise lege ich alle Bände von Ästhetische Grundbegriffe daneben. Ich schwitze. Als ich nach getaner Arbeit auf dem Rückweg bin, ruft Christian an. Ich muss seine Frage verneinen. Nachdem ich aufgelegt habe, beginne ich zu überlegen, wie man auf den Beitrag von Markus Tillmann reagieren könnte. Ich bin mir noch nicht sicher, da ich noch Teil drei von How far can you go too far schreiben will, entscheide mich aber zunächst für einen Prolog, dessen gut gemeinter Witz in einem schlechten Kalauer enden sollte.

* Kennzeichnung eines Fehlers oder einer besonderen Aussage in einem Zitat eines fremden Textes.

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Till Huber am Samstag, 15 September 2007, 17:21 Uhr:
Christian Kracht & David Woodard aufs Titelblatt von Zillo?

Jonas am Sonntag, 16 September 2007, 12:40 Uhr:
Schäuble, W., Diez, G. (Hrsg.)(2007) Strafbewehrte Ausbildung im Dichter-Camp. Schriften zur Extremismusforschung. Berlin: Ministerium des Inneren.
Tillmann, M., Pockrandt, S. (2008). Pimp my Nietzsche: Die Deutungshoheit als inneres Erlebnis. Wilflingen: Freundeskreis der Gebrüder Jünger.


Stefanie Roenneke, Samstag, 15 September 2007, 10:19 Uhr

Le Dandy

Diese Zitate sollen Ihnen zum entspannten Einstieg in diesen sonnigen Samstag dienen, in Erinnerung an die großen Zeiten, nachdem Sie auf die Schnelle SZ, FAZ, NZZ sowie die Wochenendbeilage der Financial Times überfolgen haben, bevor Sie bei dem Bericht über Rem Koolhaas in der Vanity Fair hängen bleiben und sich dann plötzlich fragen, ob Ihnen das Cover der Weltwoche dieses Mal gefällt:

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"Le Dandy doit aspirer a etre sublime sans interruption; il doit vivre et dormir devant un mirror." (Charles Baudelaire)

"Pückler-Muskau äußert sich in den Briefen eines Verstorbenen (1830/1831) über die englischen Dandys mehr im herablassenden amüsierten Ton, von Brummell berichtet er, dass dieser, der 'einst durch den Schnitt seines Rockes eine ganze Generation beherrschte', bei seiner Flucht aus Großbritannien 'seinem Vaterland noch, als letztes Geschenk, das unsterbliche Geheimnis der mit Stärke gesteiften Halsbinden' vermachte, 'dessen Unergründlichkeit vorher die Elegants der Hauptstadt so gequält hatte."(Hiltrud Gnüg: Dandy In: ÄGB).

"George Bryan (Beau) Brummell (1778-1840), acme of Englisch camp, made the role of poseur official in the halcyon days before his social ostracism. He earned this for asking a companion of Gerorge IV 'Who is your fat friend?'" (Philip Core: Camp -the lie that tells the truth).

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zak am Samstag, 15 September 2007, 11:19 Uhr:
Auch Beau Brummel empfahl schon, seine Stiefel mit Champagner zu polieren. Allerdings preferierte er keine bestimmte Marke.

Das Technicolor in Curtis Bernhardts wundervollem Historienfilm lässt mir auch heute noch ein jedes Mal aufs Neue die Augen feucht werden.


Stefanie Roenneke, Freitag, 14 September 2007, 11:09 Uhr

4

ohne Datierung

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Oma am Freitag, 14 September 2007, 12:08 Uhr:
Ist das Christian Kracht?

Stefanie Roenneke am Montag, 17 September 2007, 13:10 Uhr:
Ach ja.
Nein!



Stefanie Roenneke, Donnerstag, 13 September 2007, 21:56 Uhr

Das Eine aus dem Noise

"Vitalität? Daß ich nicht lache! Angst ist es..." Es war diese, damals, es war ich, die den Satz einst las, und das Gefühl, das ertappte, kommentierend niederschrieb, und es war ich, die sich umdrehte, und feststellte, dass sie allein war. Trotzdem hasste ich ihn dafür, diesen Schreihals, diesen Chauvinist, der Rom und die Villa hasste und trotzdem blieb, ein Buch daraus machte, der mir damals aber so wichtig war. Heute, keine Vitalität, weder im Kopf noch im Körper. Nur das Grenzenlose, das Aparte, das Vegetieren, das Ausschalten im Rausch. Und auf den Ohren die Schrille der Callas, die Schmerzen im Kopf, der Ruin der Sopranistin, die jeden klaren Gedanken auslöschen soll. Und ich versuche mich zu fassen, jeden Tag. Und dann etwas unausgesprochenes. Ein Ich weiß nicht warum. Dreißig Minuten, lang, kurzweilig, etwas in seiner Plötzlichkeit, unerwartet, kulminierend, erklärend, dieses Jahr, mich, die anderen, die auch physisch mich umgeben, beschreiben könnte und ich mich frage, warum ich nicht endlich mir selbst vertraue. Ich versuche mich zu fassen, jeden Tag.

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Stefanie Roenneke, Mittwoch, 12 September 2007, 14:38 Uhr

Das Licht & Der Mollton

Und plötzlich stellt man fest, dass zum Fotografieren mehr gehört, als auf den Auslöser zu drücken, was schon wichtig ist, aber eben nicht wesentlich.

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Jonas am Mittwoch, 12 September 2007, 15:06 Uhr:
Mit Molton zum Mollton. Ein Klassiker der Bühnenkunst. — Dazu sich, eigentlich völlig erratisch, aufdrängende Assoziation: Schorsch Kamerun, Ein Menschenbild, das in seiner Summe null ergibt.

Stefanie Roenneke am Mittwoch, 12 September 2007, 15:17 Uhr:
Ach, Ihnen kann man auch nichts vormachen!

Oma am Mittwoch, 12 September 2007, 18:21 Uhr:
Ich dachte eher an etwas Trauriges, aber mir wurde gestern Abend schon eine Portion Gefühl zu viel unterstellt.

Stefanie Roenneke am Mittwoch, 12 September 2007, 23:03 Uhr:
Es steckt auch etwas Trauriges dahinter, verdeckt durch die Zeit zwischen dem Bild und mir und dem grausamen Versuch dem mit Ironie Herr zu werden.


Stefanie Roenneke, Dienstag, 11 September 2007, 11:57 Uhr

Schönheit

Foto: Vincent Schmidt

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alex am Mittwoch, 12 September 2007, 09:43 Uhr:
Mir gefällt die Datierung.


Stefanie Roenneke, Montag, 10 September 2007, 10:02 Uhr

Mach´s neu! Mach´s anders!

"Ich habe noch nie in einem BMW gesessen."

Ich drehe mich um und sage, dass es sich um einen Mercedes handle. Das könne man an dem Stern auf der Kühlerhaube auch aus dem Fond erkennen. Es ist ein alter Mercedes. Einer, den man aufgrund des Alters mag, auch wenn man zu einem Auto prinzipiell keine romantische Beziehung aufbauen kann.

"Wie fandest du die Graduiertenverabschiedung?"

"Es war sicherlich alles gut gemeint."

"Ja, beispielsweise die Spitzendecken aus Papier auf den zwei Tischen."

"Von Papstar."

"Ich fand die kleinen Partybrötchen toll."

"Der Sekt war aber zu süß."

"Bitte vergesst das Glas für die kleine Geldspende nicht."

Das Auto hat ein Kassettendeck von Blaupunkt. Sie meine, dass sie aus diesem Grund dieses Auto gerne fahre. Es sei der einzige Ort an dem sie ihre Radiomitschnitte anhören könne. Wir rätseln ob Audiokassetten noch produziert werden. Ich sage dazu, dass die Zeiten vorbei sind, als es noch möglich war, das Band aus einer Kassette zu ziehen, um damit durch das ganze Haus zu rennen.

"Kann ich noch einmal deine Urkunde sehen?"

"Oh wie schön: mit Klarsichthülle. Naja. Ich finde, da hätte man sich mehr Mühe geben können."

Ich gebe ihr die Urkunde wieder zurück, bevor ich vorschlage das Original zu laminieren. Wir halten an einer Ampel. Es regnet. Links von uns fährt die U-Bahn vorbei.

"Wie fandet ihr den Kommentar zu den frisch gestrichenen Wegweisern?"

"Wie fandet ihr den Hinweis zu dem positiven Bewerbungseffekt des Labels Eliteuniversität?"

"Herausragend!"

"Und die Vorträge?"

"Unverständlich."

"Schlecht."

Wir werden uns später trennen. Sie würden noch etwas essen gehen. Ich konnte nicht, denn ich war bereits verabredet. Nach fünfundzwanzig Metern eine letzte Frage:

"Hast du die Arbeit endlich abgegeben?"

Ich drehe mich um und brülle:

"Ja, fünfunddreißig leere Seiten Papier, die ich in einen Klemmhefter gesteckt habe, damit immerhin die Form stimmt."

Ich bleibe noch kurz stehen und warte bis sie im Lokal verschwinden, das ein Pendant zum Romanischen Caféin Berlin sein will und ich damals darüber lachen musste, weil ich betrunken war und an die Passage aus Irmgard Keuns Das kunstseidene Mädchen denken musste. Und so ist es mein Blick, der auf das Gras fällt, das im April schon da war, doch jetzt grau und nicht mehr grün ist. Auch das Plakat hängt auch noch an dem Getränkeautomat:

Gregor Schneider
Weisse Folter
17. März bis 15. Juli 2007
K 21

Alt und etwas ausgewaschen auch das T-Shirt des Jungen mit der billigen Applikation auf der linken Brust New Generation -Best Collection. Sein starrer Blick verwundert mich. Und ein anderer hat einen Strichcode im Nacken Made in Germany. Neu waren die Lastwagen vor der Philharmonie Essen auf denen Appenzeller Fondue stand.

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Stefanie Roenneke, Samstag, 08 September 2007, 12:08 Uhr

Sprüche

Stefanie Roenneke hat eine Affinität für vergangene Zeiten (und für den schlechten Witz). Aus diesem Grund nur heute: Sponti-Sprüche zum Thema Bombe aus dem Buch "Sponti-Sprüche Nr. 2. Es wird Zeit, dass wir lieben":

"Baut keine neuen Atomraketen, bevor die alten nicht verbraucht sind."

"Besser neutral als Neutronen"

"Nepal statt Napalm"

"Petting statt Pershing"

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Till Huber am Montag, 10 September 2007, 09:51 Uhr:
"Porno statt Adorno"

Stefanie Roenneke am Montag, 10 September 2007, 09:53 Uhr:
Der ist auch sehr gut. Toll. Ein Lacher vor Zehn. Toll. (Obwohl eingen die Entscheidung schwer fallen würde. Aber man muss ja nicht immer wählen müssen.)

alex am Mittwoch, 12 September 2007, 09:44 Uhr:
Ponto, Buback, Schleyer -
der nächste ist ein Bayer.


Stefanie Roenneke, Freitag, 07 September 2007, 12:44 Uhr

3

(1948)

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Jonas am Freitag, 07 September 2007, 20:15 Uhr:
Dear Dr. Roenneke, I am increasingly inclined to read the picture inserts here as a (mark adequate:) tribute to / mock-up of / derivative of Walter Kempowski (who is about to die as we speak, of course) and his technique of "Zeitsprung" in the Echolot project. This may, however, be complete bollocks. All the best, J.O.

Stefanie Roenneke am Samstag, 08 September 2007, 12:06 Uhr:
Dear Dr. Jonas O., in diesem Zusammenhang habe ich nicht an Walter K. gedacht. Aber das ist ein interessanter Gedanke, stand ich doch oft vor Neuerscheinungen und stierte auf dicke Bücher, während ich leise murmelte, dass manches -nicht alles -auch mit der Glätte eines Bildes - nein, nicht Vogue Beauties (aber auch mit denen) - gesagt werden kann. Oder auch nicht. Ich bin unentschlossen. Wussten Sie, dass Herr Walter K. dem Literaturbetrieb eine Mitschuld an seinem Krebsleiden gibt? Das habe ich wirklich gelesen! Ihre Stefanie R.


Stefanie Roenneke, Donnerstag, 06 September 2007, 10:50 Uhr

Gespräch über...

Diskutiert wird: Welcher deutschsprachige Roman könnte im Rahmen einer Masterarbeit zu Camp im Fach Germanistik behandelt werden? Falls Sie das langweilt, dann lesen Sie bitte den letzten Satz. Denn dabei handelt es sich um die eigentliche Pointe.

Das Gespräch könnte wirklich so verlaufen sein.

[Beide denken nach]

Studentin: Haben Sie etwas parat?

Dozent: So aus der Hüfte geschüttelt nicht wirklich.

S: Ich könnte natürlich zunächst auf die drei Prosabeispiele eingehen, die ich schon einmal analysiert habe.

D: Ja.

S: Aber dabei handelt es sich um keine deutschsprachigen Autoren.

D: Ja. Aber die sind in Akzente erschienen. Das genügt. Ansonsten fallen mir nur die ersten Joseph-Romane von Thomas Mann ein.

S: Ach was?

[Lachen]

D: Aber das wäre zu viel für die Arbeit. Oder Der Butt von Günther Grass.

[Lachen]

D: Aber auch zu dick. Autoren werden ja auch meistens durch die Form groß.

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Jeannine am Donnerstag, 06 September 2007, 15:22 Uhr:
Hallo
Selten so gelacht.Super

Ingo Niermann am Montag, 10 September 2007, 19:51 Uhr:
Stifter camp:
Bild"verlust"
Don Juan (erzählt von ihm selbst)


Stefanie Roenneke, Dienstag, 04 September 2007, 11:47 Uhr

Die Medienkritik

Gestern Abend war ein Beitrag über Die Große Pyramide im Rahmen des RTL-Nachtjournals zu sehen.

Ein kurzes Fazit oder direkt den Beitrag schauen und hier klicken.

schön 1: Der Gang in die Zukunft von Ingo Niermann und Jens Thiel am Ende des Beitrages.

schön 2: Kinder beim Bemalen einzelner Steine.

schön 3: Der Schwenk um die Grundsteine der Großen Pyramide.

außer Konkurrenz 1: Der dynamische Einstellungswechsel zu Beginn und in der Mitte des Beitrages.

außer Konkurrenz 2: Die legere Haltung von Eckhart Nickel, die von der erhabenen Leichtigkeit des erfahrenen Berichterstatters zeugt.

außer Konkurrenz 3: Meinungen der Bürger über die Pyramide.

interessant 1: Die lieblos wirkende Montage irgendeiner Pyramide in das Bild.

interessant 2: Der einleitende Kommentar des Moderators: "Was das nun schon wieder soll."

interessant 3: Der abschließende Kommentar des Moderators, der das Wort "Frühbucherrabatt" enthalten hat.

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alex am Dienstag, 04 September 2007, 11:56 Uhr:
kann man den Beitrag denn schon irgendwo anschauen? Wie lang war er?
Danke.

Till Huber am Dienstag, 04 September 2007, 13:01 Uhr:
auch interessant: die Argumentation des Pfarrers - Pyramiden sind nur für Pharaonen, alle anderen gehören auf kommunale Friedhöfe.

alex am Dienstag, 04 September 2007, 13:31 Uhr:
Da ist er! Danke.

coccinella am Dienstag, 04 September 2007, 19:36 Uhr:
Habe ich da Xavier Naidoo herausgehört?

Jens Thiel am Dienstag, 04 September 2007, 23:52 Uhr:
Ich finde den Frühbucherrabatt ja gar nicht so dumm. Gegenwärtig wächst die Große Pyramide täglich um ca. 1 Meter, wenn man auf die Reservierungen auf www.thegreatpyramid.org schaut. Was unten ist, ist sicher.

Jens am Dienstag, 04 September 2007, 23:54 Uhr:
Und welcome back, Alex. Behave!


Stefanie Roenneke, Montag, 03 September 2007, 17:49 Uhr

Zwischenräume

So fangen Horrorfilme an, denke ich. Eine Auto mit drei Insassen fährt nachts auf einer asphaltierten Straße, die sich im Nirgendwo befindet: keine Großstadtlichter, keine hastigen Menschenmengen, kein Lärm der Automobile, allumfassende Schwärze, Nichts, Leere, ein Vakuum um ein Vehikel aus Metall. Nur Monotonie im Rhythmus von zwei bis neun Kilometern: Ortseingang, Kopfsteinpflaster, Ortsausgang, ein Fuchs, die stoische Stimme des Navigationssystems, sonst nichts. In diesen Momenten wird nicht gesprochen. Ich hatte noch nie viel zu sagen, denke ich, während ich mir vorstelle, wie etwas durch die Heckscheibe bricht, meinen Schädel trifft, meine Fähigkeit zu sprechen endgültig auslöscht und "Ich" nur noch in fremden Vokabularen sprechen kann, unerhörte Phrasen dresche und zwischen dem "Ich" und "Du" nicht differenzierbar hängen bleibe. Ich muss mich entscheiden, denke ich.

Einer Rückfahrt geht immer eine Hinfahrt voraus. Eine Fahrt in eine Region, in der es - aus mehr oder weniger nachvollziehbaren Gründen - schwierig ist zwischen Rückschritt, Stagnation und Fortschritt zu entscheiden. Und so hängen einige Orte und ein paar Menschen in einem Zwischenland fest, zwischen Ost und West, zwischen Stadt, Land und Fluss. Dort wurde ich geboren. Hier in Sachsen-Anhalt. Doch in der Mitte von Streetz und Natho entstand eine in Beton gegossene Einheit aus Menschen, Musik, Ideen, performativer Literatur: Ein Grund dort hin zu fahren, ein Grundstein für uns alle: besprochen, diskutiert, protestiert, gelegt, enthüllt, gefühlt, selbst bemalt, gefilmt und fotografiert.

Das Auto hält. Ich steige aus.

Ich tanze, eine kleine Pyramide auf weißen Grund am Revers tragend, mit der Nacht über das dunkle Feld. Bald sehe ich die Lichter des Wagens nicht mehr. Ich höre mich singen:

Lalalalalalalalalala
Lalalalalalalalalala
Lalalalalalalalalala

Tanzend schwebe ich heimlich zwischen Leben und Tod, Leben und Literatur, Literatur und Wissenschaft, Macht und Ohmacht und zerfalle schließlich zwischen den selbst geschaffenen Fragmenten.

Ich verschwinde.

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Tenzing am Montag, 03 September 2007, 18:12 Uhr:
Liebe Stefanie -es gibt immer ein nächstes Mal.


Stefanie Roenneke, Samstag, 01 September 2007, 15:24 Uhr

Haut

Im Krankenbett in der Julisonne liegend, schienst du mir wie ein mit dünnem Leder bespannter Leerkörper zu sein: hell, dünn, durchlässig, beschreibbar. Und ja, deine Haut war wie feinstes Pergament aus den Häuten ungeborener Lämmer: Oberfläche, doch keine Struktur. Kein Haar, kaum Fleisch. Und so warst du zugleich ein Palimpsest: die Beschriftung tilgbar, wieder verwendbar. Auf deiner Haut meine Hand, deine Fingernägel reinigend. Unter deiner Haut Reste. Und so war und bin ich. Und halte das immer noch für eine unmögliche Kategorie.

Blut klebt und Marmor brennt nicht, denke ich, sondern zerfällt zu Kalk, der sich in dir festsetzte.

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Jonas am Montag, 03 September 2007, 14:23 Uhr:
Frau Roenneke: Es war mir eine Ehre, die Hueterin der Minusvisionen endlich einmal persoenlich kennenzulernen -- leider konnte gestern keine Verabschiedung erfolgen am Fuss der Pyramide. Herzlich, J.